Als stolze Gewinner des 1.Platzes beim GETEC-Award 2017 in der Kategorie „Sanierung/Modernisierung“ stellen wir hier nochmals unser Projekt vor:
der Wohnteil unseres Hauses An der Niederbruck 16 in Simonswald
Im Jahr 2009 haben wir die Perspektive gewechselt und sind selbst Bauherren eines Sanierungsobjektes geworden. Ein altes Bauernhaus am Ortsteingang von Simonswald sollte Sitz unseres Büro und unseres Wohnhauses sein. Das Gebäude aus dem Jahr 1643 war in einem stark sanierungsbedüftigen Zustand, seit den 60er Jahren war der Wohnteil nicht mehr erneuert worden. Das Haus wurde entkernt, der Grundriss neu gestaltet. Die Gebäudehülle wurde gedämmt, die Heizung erneuert und eine Lüftungsanlage eingebaut. Ein Stufenplan erlaubte uns eine schrittweise Sanierung, während Förderkredite und Zuschüsse die Investition überhaupt ermöglichten. Im Jahr 2010 konnten wir unser Büro in der Westhälfte des Hauses in Betrieb nehmen und in 2012 war der Wohnteil unseres Hauses als Effizienzhaus 55 vollständig bezugsfertig.
Einige Innenansichten:
durchgeführte Sanierungsmaßnahmen im Wohnteil:
- Dämmung der Fassade (18cm Mineralwolle): Die Bestandswand war teils aus Natursteinen und Vollziegeln. Es hatten sich verschiedene Baustoffe über die Jahre angesammelt. Wir haben sie teilweise von innen freigelegt und sichtbar gelassen. Der Außeputz wurde mit einer gewissen Unebenheit hergestellt, um den Charakter des alten Gebäudes weitgehend zu erhalten.
- Erneuerung der Fenster (Dreifachverglasung, Uw=0,84 W/m²K): Die Bestandsfenster waren einfah verglast und hatten sehr marode Holzrahmen. Teilweise waren noch echte Butzenfenster eingebaut, die wir ebenfalls erhalten haben. Unter anderem haben wir sie in unserer Gartenhütte wieder eingebaut, wo keine thermischen Erwartungen gestellt werden
- Errichung und Dämmung der Bodenplatte: Der Bestandsboden bestand aus einigen Balken, die im Erdreich lagen, darauf eine Bretterschicht, darauf ein Teppich. Die Balken waren entsprechend angegriffen und nicht weiter verwendbar. Wir haben den Boden ca. 0,5m ausgehoben, um eine feste Bodenplatte und zugehörige Dämmung einzubauen. Die Steinen des Aushubs haben wir in die Innengestaltung einbezogen. Den Boden haben wir mit Zellulose gedämmt und ein Fußbodenheizung eingebaut.
- Dämmung der obersten Geschossdecke: die obere Grenze der thermischen Hülle stellt die oberste Geschossdecke dar. Hier wurde ebenfalls mit Zellulose und Holzfaserdämmung gearbeitet.
- neue Heizung: aufgrund des hohen Dämmstandards der Gebäudehülle und der Fußbodenheizung konnten wir eine Wärmepumpe effizient einsetzen. Die Wärmequelle ist das Erdreich, wir haben eine Bohrung in den felsigen Boden gesetzt. Unseren Pufferspeicher haben wir mit 20cm Dämmung versehen anstatt den üblichen 10cm. Die alte Heizung war eine veraltete Öl-Heizung, die in Kombination mit einem Kachelofen das Haus sehr ungleichmäßig beheizt hat.
- Lüftungsanlage: Da das Gebäude nach der Sanierung planmäßig sehr dicht geworden ist, überlassen wir die Belüftung des Hauses einer zentralen Lüftungsanlage. Aufgrund der neuen Grundrissgestaltung konnten wir die Leitungen gut in den Böden und Decken verstecken. Sichtbar sind Abluftstutzen und Bodenauslässe.
- sonstige Sanierungsansätze:
- Zukunftsfähigkeit: für Mehrplatzbedarf kann der Dachraum ausgebaut werden. Die Decke über der Treppe ist als „Deckel“ ausgebildet, den man abmontieren kann. An dieser Stelle kann die Wohnung nach oben erweitert werden. Für das Wohnen im Alter: Die Raumaufteilung wurde so gewählt, dass eine vollständige Wohnung im Erdgeschoss möglich ist. Der obere Teil kann wieder abgetrennt und vermietet werden.
- ökologische Baustoffe: in den meisten Bereichen wurden ökologische Baustoffe verwendet. Zellulose und Holzfaser wurden in den Außenbauteilen verwendet. Im Innenraum wurde ebenfalls Holzfaser und Hanfdämmung (Trennwände) verwendet. Auch die Fußbodenheizung wurde mit Holzfaserplatten umgesetzt. Auf PU-Schaum bei den Innentüren und Fenstern wurde verzichet.
- Wohnen und Arbeiten in einem Haus: Um Familie und Beruf vereinen zu können, haben wir uns entschlossen, unser Büro und unseren Wohnort zusammenzulegen. Dies hat zudem den Vorteil, dass die Emissionen (Abgas, etc.) für unseren Arbeitsweg gleich Null ist.
- Wiederverwertung: ein wichtiger Ansatz war für uns, die bestehenden Materialien wiederzuverwenden, insbesondere die charakterstarken Holzbalken. Viele der Balken passten aufgrund der Geschosshöhe und Grundrissgestaltung nicht an ihren Standort, daher haben wir sie ausgebaut, gesäubert und an anderer Stelle wieder eingebaut.
Unsere Urkunde des GETEC-Award 2017:
Ein Bild mit den weiteren Gewinnern des GETEC-Awards:
Quelle: Solar Promotion GmbH
Unser Haus im Jahr 2008 vor der Sanierung: